Der alte Vorstand hat abgedankt und der neue Vorstand bringt frischen Wind in das Studierendenhaus.
Der neue Vorstand, dass sind Anna (Umweltnaturwissenschaften), Hannes (Politikwissenschaften) und ich, Rebekka (Soziologie). Gemeinsam wollen wir im nächsten Semester die Arbeit im u-asta meistern, und vor allem die Welt retten =) .
Als erste Amtshandlung haben wir erst mal, noch gemeinsam mit dem alten Vorstand, das Vorstandszimmer um- und vor allem aufgeräumt. Jetzt haben wir einen wunderschönen großen Schreibtisch, an dem sich alle beim arbeiten anschauen und niemand mit dem Rücken zur Tür sitzen muss. Es werden wohl bald noch Fotos folgen, aber ihr könnt gerne auch einfach mal vorbei kommen und euch unser freundlich gestaltetes Büro anschauen. Im nächsten Jahr werden wir wohl, gefühlt immer, dort zu finden sein. Für Besuch gibt es auch einen leckeren Kaffee aus Hannes Kaffeemaschine.
Im Moment sind wir vor allem mit der Ersti-Woche beschäftigt. Wir haben viel Info-Material zusammengestellt und verteilt und freuen uns, dass immer wieder Ersti-Gruppen von ihren Betreuenden in den u-asta geführt werden. Dann erklären wir auch gerne das u-Modell, warum Basisdemokratie super ist, warum man trotzdem einen Vorstand braucht und was es mit der Einführung der Verfassten Studierendenschaft so auf sich hat.
Vor allem freuen wir uns total, dass im Moment so viele nette Menschen mithelfen und uns Arbeit abnehmen. Ob u-Boten beflyern, verteilen oder einfach Werbung für den u-asta machen, das ganze hier funktioniert echt nur wenn viele Menschen mithelfen. Das klappt im Moment gut, und das motiviert uns sehr für unsere Arbeit!
Was diese und nächste Woche auch ansteht sind die großen Begrüßungsreden. Hannes wird bei der Eröffnung des akademischen Jahres nächste Woche sprechen und Anna wird beim Ersti-Familiennachmittag im Dreisamstadion (!!!) diesen Freitag die Erstis begrüßen.
Ich habe meine Reden schon hinter mir. Dabei ist mir aufgefallen wie schwierig es ist so eine Rede zu schreiben. Denn normalerweise bin ich es gewöhnt Hausarbeiten zu schreiben, und da ist es ja wichtig sich besonders akademisch auszudrücken und alle Angaben müssen belegt werden. Ich musste mich erst mal daran gewöhnen nicht hinter jede Aussage einen Fußnote setzen zu wollen =)
Und was muss in so eine Rede alles rein? Ich mein, wann hat man schon mal die Möglichkeit ca. 1000 Leuten etwas wichtiges mitzugeben. Raus gekommen ist dabei eine Rede, die natürlich, das gehört zu einer guten u-asta Rede, Filbinger basht (Nazis darf man Nazis nennen…). Aber auch mit Kritik an den bestehenden Verhältnissen habe ich nicht gespart.
Wie ich von einigen Erstis gehört habe, hat sich Ehinger in den weiteren Veranstaltungen auch immer wieder auf meine Rede, und vor allem meine Aussage: „An Regelstudienzeit muss man sich nicht halten“ bezogen und sich wohl über diese Aussage echauffiert. Tja damit hab ich wohl alles richtig gemacht =)
Lest doch einfach selbst, was ich am Montag zum einen den Lehrämtler*innen (im HS 1010) als auch den B.A.-Studierenden (im brechend vollen Audimax) der Geko-Einführung mit auf den Weg gegeben habe:
„Hallo liebe Ersties,
Ich möchte euch, im Namen des u-asta, eurer Studienvertretung, herzlich an der Uni Freiburg begrüßen.
Ich bin Rebekka, und studier Soziologie und Geschichte im 5.Semester. Zusammen mit Anna und Hannes bin ich im u-asta Vorstand, das ist eure Studierendenvertretung! Wir haben z.B. die Erstie-Woche, also die Stadtführungen und den Markt der Möglichkeiten organisiert. Ansonsten sind wir eure studentische Vertretung in Uni-Gremien und vertreten auch eure politischen Belange in der Öffentlichkeit!
Ich spreche ja immer von u-asta. Also AStA steht für allgemeiner Studierendenausschuss, diesen Begriff kennt ihr vielleicht auch schon. Warum ich aber von u-asta, also unabhängigem AStA spreche, möchte ich kurz erklären.
In allen Bundesländern, außer in Bayern und Baden-Württemberg gibt es eine Verfasste Studierendenschaft.
In Baden-Württemberg wurde die Verfasste Studierendenschaft 1977 von der damaligen CDU-Landesregierung unter Hans Filbinger, einem ehemaligen NSDAP-Mitglied und Nazirichter, abgeschafft. Man wollte damit, den sogenannten „linken terroristischen Sumpf“ an den Hochschulen austrocknen.
Konkret hieß das, unter anderem, dass der Studierendenvertretung das politische Mandat entzogen wurde. Von da an durften wir uns als Studis offiziell nur noch zu musischen, kulturellen und sportlichen Angelegenheiten äußern.
Außerdem folgte aus der Abschaffung der Verfassten Studierendenschaft die finanzielle Abhängigkeit vom Rektorat.
Das kann zu abstrusen Situationen führen. Während der Zeit eines Studiengebührenboykotts, genehmigte uns das damaligen Rektorat z.B. nicht mal mehr Geld für Tackenadeln. So kann politischer Druck eben aussehen.
An der Abschaffung der Verfassten Studierendenschaft lässt sich erkennen, welches Ziel die Regierenden verfolgen. Wir wurden mundtot gemacht, weil wir unbequem sind.
Doch wir ließen das nicht mit uns machen und widersetzten uns der Beschneidung der politischen Partizipation.
In Freiburg gibt es deshalb den unabhängigen AStA, den u-asta. Dieses unabhängige Modell ermöglicht es uns als Studierende uns auch zu politischen Themen zu äußern. Und das ist auch verdammt wichtig. So haben wir Proteste z.B. gegen Studiengebühren organisiert und unterstützt.
Doch nicht nur in der Abschaffung der Verfassten Studierendenschaft zeigt sich, was die Regierenden von uns, den Studierenden halten und mit uns vorhaben.
Anstatt uns zu kritischen Menschen zu bilden, wird versucht uns in unserer freien Entfaltung einzuschränken.
Dies wird durch zahlreiche Reformen im Bildungssystem, wie z.B. die Verkürzung der Zeit am Gymnasium auf 8 Jahre und die Einführung des Bachlor/Master-Systems vorangetrieben.
Durch das achtjährige Gymnasium bleibt kaum Zeit für außerschulische Aktivitäten und Engagement. Und im Bachlor/Master-System wird versucht die Studierende in enge Prüfungsordnungen zu quetschen. In diesem System sollen wir als Studierende ECTS-Punkte sammeln. Dieses Punkte-System ist völlig vereinfacht, und soll uns zu Konsumentinnen und Konsumenten von Bildung machen, anstatt zu selbstständigen Studierenden.
Durch volle Stundenpläne und künstlichen Druck bleibt kaum Zeit die bestehenden Verhältnisse zu hinterfragen, geschweige denn sie zu verbessern. Meiner Meinung nach ist das auch das Ziel der Reformen im Bildungswesen der letzten Jahre.
Absolventinnen und Absolventen sollen möglichst schnell für den Arbeitsmarkt verwertbar sein und sich möglichst angepasst in diesen integrieren. Menschen die das hinterfragen und sich dem widersetzen sind unerwünscht.
Doch wir müssen uns diesem Diktat nicht beugen. Befreit euch aus dem Korsett des Bildungssystems. Gestaltet euer Studium so, wie ihr es wollt!
Genau das will ich euch mit auf euren Weg geben! Bildung ist keine Ware! Lasst euch nicht von dieser absurden Idee anstecken. Nehmt euch die Freiheit, andere Veranstaltungen, zu besuchen. Auch wenn sie nicht im Studienverlaufsplan stehen und es dafür keine ECTS-Punkte gibt. Und vergesst die Regelstudienzeit. Daran muss man sich nicht halten.
Macht euch frei von scheinbaren Zwängen. Und das nicht nur in der Uni sondern auch außerhalb. Egal ob ihr in einer Theatergruppe mitspielt oder Sport treibt, nehmt euch Zeit wozu ihr Lust habt.
Ich vom u-asta möchte euch ganz besonders herzlich dazu einladen euch hochschulpolitisch und politisch zu engagieren. Der u-asta bietet euch durch seine offene Struktur, indem jeder und jede mitmachen kann, dazu sehr gute Möglichkeiten. Ihr könnt euch z.B. in Arbeitskreisen und Referaten unter anderem zu Themen wie Lehramt, Barrierefreiheit, Gender oder Antifa-Arbeit engagieren.
Oder geht in eure Fachschaft. In den Fachschaften ist zum einen Raum für Service, wie Erstie-Betreuung, Partiyorganisation oder einfach den Austausch mit Mit-Studis. Dort habt ihr außerdem die Möglichkeit euch hochschulpolitisch zu engagieren. Der u-asta ist Basisdemokratisch organisiert. Jede Woche treffen sich Vertreter*innen aus jeder Fachschaft um gemeinsam über inhaltliche und politische Entscheidungen abzustimmen!
Auch außerhalb der Hochschul-Politik gibt es viele Bereiche in denen es sich lohnt sich zu engagieren Z.B. zum Thema Wohnraumpolitik. Auch ihr wart wohl bis vor kurzem auf WG-Suche, oder seid es vielleicht noch immer. Und ich hoffe ihr habt euch nicht von einem dieser scheinbar attraktiven Angebote für ein billiges Zimmer für männliche Studierende anlocken lassen. Dann müsst ihr jetzt leider in einer dieser erzkonservativen Studentenverbindung wohnen.
Ihr habt es ja selber erlebt: Der Wohnungsmarkt in Freiburg ist gnadenlos überlaufen und von Seiten der Politik wird viel zu wenig für bezahlbaren Wohnraum getan. Unser lieber Oberbürgermeister Salomon sagt hierzu ganz offen: „Das ist eben Marktwirtschaft“.
Hier ist Engagement, von uns den Studierenden, gefordert. Es gibt z.B. am 10.November eine Demo, des Recht-auf-Stadt-Bündnisses mit dem Motto: „Bezahlbarer Wohnraum ist die halbe Miete“. Dazu möchte ich euch einladen. Lasst uns laut und kreativ für bezahlbaren Wohnraum demonstrieren.
Der u-asta hat viele Kampagnen und Proteste organisiert. Dadurch konnten wir einige politische Erfolge feiern! So z.B. die Abschaffung der Studiengebühren. Wie schön keine 500€ mehr pro Semester blechen zu müssen! Und es wird oftmals behauptet jetzt fehle dieses Geld an den Hochschulen. Doch das stimmt nicht. Die Studiengebühren werden in vollem Umfang vom Land kompensiert. Ein weiterer Erfolg ist, dass im Juni die Verfasste Studierendenschaft in Baden-Württemberg wieder eingeführt wurde. Die Jahrzehntelange Gängelung und die Zeit des mundtoten AStAs ist somit endlich zu Ende.
Das heißt konkret, dass der u-asta bald überflüssig wird. Wir Studis dürfen uns endlich wieder offiziell zu politischen Angelegenheiten äußern. Und auch vom Rektorat sind wir dann wieder unabhängiger.
Außerdem dürfen wir uns eine eigene Satzung geben, in der wir selbst bestimmen können wie unsere Studi-vertretung aussehen soll.
Das ist ein historischer Erfolg!
Entgegen der Entwicklung der letzten Jahre, in denen versucht wurde uns unpolitisch und schweigsam zu halten, können wir uns direkt an diesem Prozess beteiligen. Lasst uns diese Chance nutzen und zeigen was in uns steckt, dass wir mehr sind als eine schweigsame Masse.
Auch ihr könnt euch an diesem Prozess beteiligen. Und ich würde mich sehr freuen wenn ihr diese Chance wahrnehmt. Hierfür habt ihr im nächsten Semester viele Möglichkeiten. Am 30. Oktober ab 18Uhr gibt es z.B. in der Alten Uni eine Info-Veranstaltung zur Verfassten Studierendenschaft.
Zum Schluss möchte ich euch auch noch auf die große Semestereröffnungsparty am Samstag den 27.Oktober im Crash hinweisen. Lasst uns gemeinsam ins neue Semester tanzen!
und ein ganz wichtiger Termin: die studentische Vollversammlung, das wichtigste Gremium der Studi-vertretung am Mittwoch den 21.November ab 18Uhr im Audimax.
Wenn das jetzt zu viel auf einmal war: Ihr könnt das auch alles im Erstie-u-Boten nachlesen oder schaut auf unsere Homepage www.u-asta.de.
Jetzt wünsch ich euch allen einen guten Start in euer Studium mit vielen tollen Erfahrungen und Begegnungen!
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!“