Sich auf stürmische Zeiten einstellen

Hallo allerseits,

jetzt ist also das passiert, was schon irgendwie absehbar war. In der dritten „Exzellenzrunde“ kamen nicht nur Südhochschulen zum Zuge, sondern auch norddeutsche (i.e. nicht in Bayern oder Baden-Württemberg befindliche) Standorte wie Köln, Bremen, Dresden und die HU Berlin. Dass Baden-Württembergische Hochschulen würden Federn lassen müssen,  war klar, dass es Freiburg erwischen würde, nicht unwahrscheinlich. Wirklich überraschend ist, dass Karlsruhe nicht weiter gefördert wird.

Heute Nachmittag wurden die Ergebnisse bekannt gegeben. Das Rektorat hatte zum Feiern ins Foyer des Rektorats zum Feiern geladen. Die Verkündung der Ergebnisse verzögerte sich etwas, da in Bonn – wo der zuständige Ausschuss tagte – noch nachverhandelt wurde, was verdeutlicht, dass sowohl nach wissenschaftlichen als auch nach politischen Kriterien entschieden wurde. Als der Rektor dann kam, um die Ergebnisse zu verkünden, berichtete er stolz, man sei „dreimal exzellent, aber eben nicht viermal“. Das ist zwar schön und gut, aber alle Anwesenden wussten genau was das heißt: das Zukunftskonzept wird nicht weiter gefördert und der Titel „Exzellenzuniversität“ ist futsch, genau wie ein Großteil der begehrten Bundesmittel. Die rund 10 Millionen Euro, die bisher jährlich an das FRIAS flossen, wird es nicht mehr geben. Für eine Uni mit rund 280 Millionen € Jahresetat ein herber Verlust. Das hat den Rektor nicht daran gehindert, den GutachterInnen, die sich gegen eine weitere Förderung Freiburgs ausgesprochen haben, vorzuhalten, sie hätten „nicht mit uns gelebt“. Und nur weil eine Gutachterkommission das Konzept nicht gut findet, werde man es noch lange nicht über Bord werfen. Dass man z.B. die Abgrenzung des FRIAS vom normalen Universitätsbetrieb – 99% der Studis kennen das FRIAS nur, weil Dozierende darin plötzlich verschwinden – angehen könnte, wie von den Studierenden mehrfach angemahnt, kam dem Rektor anscheinend nicht in den Sinn.

Wir haben uns nach der Verkündigung im Laufschritt (wörtlich zu verstehen) über das Buffet hergemacht. Es gab lecker Käse-Wurst mit Kartoffelsalat. Offenbar hat man unsere Bitte, für eine vegane Studierende auch etwas Essbares bereit zu stellen, ignoriert. Nicht sehr exzellent. Die Käse-Wurst war aber ganz lecker und es gab Wein und Bier auf Kosten des Hauses.

Anschließend ging es zurück in den u-asta, um die obligatorische Pressemitteilung rauszugeben. Darin machen wir die Position der Studierendenschaft klar. Da wir uns schon vorher zum Thema Exzellenzinitiative positioniert haben, konnten wir den Text bereits vor der Entscheidung schreiben, was wir auch getan haben. Die PM sähe im Übrigen in großen Teilen ähnlich aus, hätte Freiburg im Rennen um die Mittel besser abgeschnitten.

Wirklich interessant ist die Frage, welche Konsequenzen sich aus dieser Entscheidung ergeben. Die Uni hat angekündigt, das FRIAS nicht auflösen zu wollen. Wo soll das Geld herkommen? Wird es eine strategische Neuausrichtung geben? Werden damit personelle Konsequenzen einher gehen? Irgendetwas wird passieren, denn diesen Gesichtsverlust werden die vielen Freiburger Exzellenzfans nicht auf sich sitzen lassen. Es bleibt spannend.

Am Montag gebe ich übrigens um 12 Uhr zur Exzellenzentscheidung ein Interview bei Radio Dreyeckland.

Es grüßt,
Lennart
u-asta Vorstand

P.S. Hier der Text der PM, die es auch auf der u-asta Homepage zu lesen gibt.

15.6.2012

S`isch alles bloß a zeitlang schee
Uni Freiburg verliert den Exzellenztitel – u-asta sieht die Initiative nach wie vor kritisch

Heute, am 15. Juni 2012, hat der zuständige Bewilligungsausschuss – bestehend aus der Gemeinsamen Kommission von DFG und Wissenschaftsrat sowie den für Wissenschaft und Forschung zuständigen MinisterInnen des Bundes und der Länder – seine Entscheidung darüber bekannt gegeben, welche Universitäten in der 3. Förderlinie der sog. “Exzellenzinitiative” Mittel erhalten. Die Uni Freiburg konnte zwar einige Exzellenzcluster für sich gewinnen, das Zukunftskonzept wird aber nicht mehr gefördert. Der begehrte Exzellenztitel ist damit verloren.

Die Uni Freiburg hat in den letzten Jahren aus diesen Fördertöpfen Gelder erhalten und diese zur Förderung neuer Projekte, insbesondere des Freiburger Exzellenzflaggschiffes FRIAS, genutzt. Diese kamen jedoch nicht der breiten Masse der Studierenden zu Gute, sondern wurden in kleine Eliteprojekte gesteckt, einer der negativen Effekte der Initiative auf die Hochschulen. “Die Exzellenz kommt im Alltag der Studierenden nicht an”, so Till Oßwald, u-asta Vorstand.

Leidtragende des Exzellenz-Verlustes werden jedoch nicht die Aushängeschilder der Universität sein; das Rektorat hat bereits angedeutet, dass man z.B. das FRIAS nicht aufgeben wird, und notfalls kleinen Fächern die Mittel zusammenstreichen wird, um dessen Fortbestand zu sichern. “Wir werden es nicht hinnehmen, dass die Studierenden den Preis dafür zahlen, dass die Uni Freiburg ihre Exzellenzbewerbung gegen die Wand gefahren hat”, so Laura Elisa Maylein, Mitglied im Vorstand des u-asta.

“Wir brauchen eine andere Art der Hochschulfinanzierung” fordert Lennart Lein, ebenfalls u-asta Vorstand. “Es kann nicht sein, dass die öffentliche Finanzierung dem Andrang auf die Hochschulen in keinster Weise gerecht wird – und das seit Jahrzehnten. Strukturelle Finanzierungsprobleme lassen sich nicht mit Prestigeprojekten beheben.”

Hinterlasse einen Kommentar